Caspar David Friedrich, einer der bedeutendsten Maler des 19. Jahrhunderts, prägte die Optik der romantischen Landschaftsmalerei. Er benutzte u. a. die seit der Antike zurückgreifende Technik der „Rückenfiguren“, deren wesentliche Aufgabe es ist, Betrachter*innen mit in das Bild hineinzuziehen. Der Mensch steht im Zentrum der Bildkomposition und wird so zum Maßstab, auf den sich alle Naturerscheinungen beziehen. Nach Caspar David Friedrich entspricht die Landschaftsmalerei einer Art „Seelenspiegel“, d. h. eine als wahr empfundene Wirklichkeit und keine 1:1-Wiedergabe eines natürlichen Ortes. Auch wenn die Werke dem natürlichen Vorbild sehr nahekommen, gehen sie darüber hinaus, indem sie etwas Geheimnisvolles bzw. Nachdenkenswertes transportieren. So wird etwa vermutet, dass auch die Auswirkungen des beginnenden Industriezeitalters auf die Natur eine Rolle in den Werken von Caspar David Friedrich spielten.
Wo stehen wir rund 200 Jahre später? Der Mensch hat die Natur grundlegend verändert, die Bedrohungen von Klimawandel & Co. werden immer gravierender, die Folgen sind kaum absehbar. Rückenfiguren erleben durch Social Media eine – höchstwahrscheinlich völlig unbewusste – Renaissance: Menschen lassen sich tausendfach vor Naturkulissen in Rückfigur fotografieren. Meist sind es noch malerische, heile Naturkulissen, aber es gibt auch erste Beispiele, die auf diesem Wege den rücksichtlosen Umgang mit der Natur thematisieren. Das Projekt „Walls of Vision“ soll künstlerische und mediale Sphären aufgreifen und in einer neuen Komposition verbinden: Eine künstlerische Zeitreise, die zur Vergegenwärtigung, Reflektion und Vorstellung anregt. Wir möchten damit einen Beitrag dazu leisten, dass historische Kunst- und Kulturgüter erhalten und in die Zukunft transportiert werden. Zudem soll bildende Kunst einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden – ohne Hürden und vor allem ohne elitären Habitus, dafür mit offenem Diskurs.
Schülerinnen und Schüler der Kaiserin-Theophanu-Schule arbeiteten in diesem Projekt Hand in Hand mit den Profis von Innerfields. Der Kölner Kunstverein artrmx e. V., der u. a. das CityLeaks-Festival veranstaltet, unterstützte zudem tatkräftig bei der Umsetzung.